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13. November 2024 – Mobility Project

Das Mobility Project ist ein Vorhaben der RDO aus dem Programm zur Bekämpfung der Klimaerwärmung und zur Anpassung an die Auswirkungen, die RDO will rasch aus fossiler Mobilität aussteigen und stattdessen auf (batterie-)elektrisch betriebene Fahrzeuge umstellen. Unsere wichtigste Aufgabe während unseres Aufenthaltes in Tansania ist es, die RDO dabei zu unterstützen.

Der Verkehr in den Städten Tansanias und den wichtigen Verbindungsrouten ist dicht und chaotisch. In den ländlichen Regionen sind die wenigsten Straßen asphaltiert, das Verkehrsaufkommen eher gering.

Transporte von Personen und kleinen Lasten erfolgen hier vor allem mit Motorrädern und Tuktuks. Es gibt etwa 1,5 Mio davon, die Anzahl steigt rasch. Die meisten davon sind im Besitz von Ein-Personen-Taxiunternehmen.

Was romantisch aussieht, ist im Leben der Menschen in ländlichen Regionen eine ausserordentlich große Herausforderung.

Die Lehmstraßen sind staubig und steil.

In der Regenzeit (November bis Dezember und März bis Mai) sind sie an vielen Tagen nicht einmal mehr für Geländewagen befahrbar.

Schwere LKWs, die Holz für den Export transportieren, geben den Wegen den Rest. Reparaturen erfolgen oft erst nach vielen Wochen.

So hilfreich es für viele Menschen abseits der Städte und Verkehrsadern ist, wenn die Straßen staubfrei gemacht werden, sosehr bringen diese Baumaßnahmen neue Probleme mit sich: rasant steigendes Verkehrsaufkommen mit allen negativen Folgen für Menschen, Umwelt und Klima. Es tut weh, zu sehen, wie hier die Fehler der reichen Länder wiederholt werden.

Der Pro-Kopf-Treibhausgasausstoß Tansanias ist 40 mal kleiner als der in Europa, steigt aber noch an. Um die Klimaerwärmung in den Griff zu bekommen, müssen die THG-Emissionen auf null sinken. Wenn aber der Verkehr rasant zunimmt, wird die zu schliesßende Lücke für Tansania umso grüßer.

E-Mobilität ist derzeit die einzige leistbare, technisch verfügbare und klimaverträgliche Art der Mobilität. Zur Erinnerung: das typische Monatseinkommen in dieser Region beträgt 40 EUR.

RDO macht mit einem Pilotbetrieb mit einigen E-Fahrzeugen den ersten Schritt. In den großen Städten Afrikas gibt es kleine Flotten an E-Fahrzeugen, diese sind aber nicht für den Betrieb in ländlichen Gegenden geeignet.

Wir haben in ganz Ostafrika kein Beispiel funktionierender E-Mobilität gefunden, das den rauen Bedingungen hier im Hochland Tansanias gerecht wird.

In mehreren Workshops haben wir wiederholt Klimathemen und im Speziellen Mobilität diskutiert. Global verursacht Mobilität 20-25% der Treibhausgasemissionen.

„Learning by Doing“ auch hier: Jedes Fahrzeug wird von den StudentInnen begutachtet, teilwese zerlegt und wieder zusammengabaut.

Bisher haben wir 2 E-Fahrzeuge angeschafft. Ein Tuktuk …

… und ein Motorrad. Wir haben bereits darüber berichtet. Das Motorrad läuft nach einigen Anpassungen im täglichen Betrieb und es gibt ein „Griss“ drum. Und wenn es manchmal nur um die Kostenersparnis beim Tanken geht (10 l Sprit = 1 Wochenlohn).

Beim Tuktuk kämpfen wir noch mit technischen Problemen (Antrieb, Akku).

Wir wurden gefragt, warum wir nicht robuste, ausgereifte Fahrzeuge aus Europa oder billige aus China beschaffen. Und ob das Tuktuk nicht mehr ein Spielzeug denn ein Lastenfahrzeug sei.

Typische E-Fahrzeuge aus Europa sind weder technisch (geländegängig, robust, langlebig, einfach zu warten und zu reparieren, Wechselakku-System) noch finanziell eine Lösung. Chinesische Produkte entsprechen teilwese denen Europas oder sind von schlechter Qualität. Ein E-Fahrzeugmarkt in Afrika ist erst im Aufbau.

Zusätzlich gibt es regulatorische Hürden und den berechtigten Wunsch, die Wertschöpfung bei der Fahrzeugproduktion in Afrika zu lassen.

Mit dem ersten Motorrad und dem Tuktuk wollen wir zuerst die „letzte Meile“ zwischen Landwirtschaftsbetrieben und den Dörfern und Abnehmern abdecken. Und wir wollen vor allem den Frauen, die die Hauptlast der Agrarprodukte im wahrsten Sinne des Worten auf ihren Köpfen tragen, Entlastung bieten.

Also testen wir Fahrzeuge, die wir möglichst in der Region beziehen können und passen diese zusammen mit den Herstellern an die Bedürfnisse an.

Das E-Motorrad ist fast wie jedes andere Motorrad zu fahren.

Das Tuktuk kann bis zu 400 kg Last aufnehmen und soll täglich z. B. zwischen der Kinyambulunge-Farm und den Dörfern pendeln, um Gemüse, Obst und andere Produkte zu liefern. Es ist erstaunlich geländegäng.

Im Dezember soll ein großes Trike, das sehr robust ist und schwere Lasten aufnehmen kann, zum Test kommen. Im Gegensatz zu den Benzinbrüdern (hier im Bild) ist die E-Version bei allen Fahrzeugen viel einfacher zu fahren. Wir setzen nur Modelle mit Sitzbank statt Sattel ein, um die Hemmschwelle für Frauen, das Gefährt zu nutzen, zu senken.

Noch diese Woche soll ein E-Bike mit 100 kg Nutzlast in Betrieb gehen (im Bild David bei einer Testfahrt in Dar es Salaam). Es fährt auf 3 Zoll breiten Reifen, wird aus 2 Akkus gespeist und kann auch ohne zu treten (nur über den „Gasgriff“) gefahren werden.

Und natürlich planen wir, weitere Fahrzeuge zu testen. Roam Air ist ein fortschrittliches Modell aus Kenia mit 2 Wechselakkus, das schon 1000e Male verkauft wurde. Aber leider noch nicht nach Tansania geliefert wird.

Und warum bauen wir nicht selbst Verbrenner-Autos zu E-Fahrzeugen um? Das kann in Einzelfällen sinnvoll sein (und wir planen das auch), für die massenhafte Nutzung ist es nicht zielführend.

Parallel wird die Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen (Sonne, Wind, Wasser) vorangetrieben. In Kinyambulunge läuft das Solarkraftwerk bereits, Wind- und Wasserturbinen folgen demnächst. Die Farm soll noch im Dezember in Betrieb gehen, wird energieautark betrieben und ist ein ökologisches Vorzeigeprojekt.

Wenn der Weg auch manchmal holprig ist, will RDO diesen konsequent weiterfahren.

Mehr über das Mobilitätsprojekt hier.

Wir freuen uns über Post oder finanzielle Unterstützung des Projektes. Mehr hier. Auch technische Unterstützung und gute Ideen sind herzlich willkommen.